Prahovo/Serbien

Montag 13.7.: 38sm von Calafat / Rumänien nach Prahovo / Serbien

 

Bei km 836 kommt ein rumänisches Grenzpolizei-Boot längsseits und wir befürchten schon stundenlange Kontrollen. Aber ohne Kommentar fahren sie eine Zeit parallel zu uns und drehen dann ohne Gruß wieder ab. Es war der letzte Kontakt zur rumänischen Polizei. Das Ausklarieren aus Rumänien haben wir uns aus Boshaftigkeit gespart. Hier kommen wir mit unserem Boot sicher nie mehr hin. Ob denen das in ihrem offensichtlichen bürokratischen Chaos auffällt wage ich zu bezweifeln.

In Prahovo im Unterwasser der 1. Schleuse zum „Eisernen Tor“ wollen wir in Serbien Einklarieren. Unsere paddelnden Besucher von Ruse hatten uns Horrorgeschichten vom serbischen Einklarieren erzählt: besoffene Beamte, die ihnen für ihr kleines Faltboot sage und schreibe 100,-€ abgeknöpft hatten. Das lässt Schlimmes befürchten. An der Grenzstelle fahren wir zunächst vorbei, da wir uns nicht vorstellen können, dass dieser Schrottkahn mit baufälliger Baracke im Hintergrund der serbische Grenzposten sein soll. Wir finden aber nichts Besseres und legen schließlich mit Hilfe eines dort „stationierten“ Matrosen an.

Etwas verschlafen erscheint ein Uniformierter an der Tür der Baracke. Er kann zwar nur serbisch, macht mir aber klar, dass ich beim Hafenkapitän ein „Permit of Navigation“ erwerben muss. Er geht mit mir über zugewachsene Gleise und zeigt den Weg (ca. 500 m) zur Kapitänerie.

Dort erwartet mich der Chef schon und begrüßt mich in perfektem Englisch mit Handschlag. In dessen Büro dauert die ganze Anmeldeprozedur über 1h. Er bietet mir sofort Wasser oder Kaffee an. Wegen der Hitze mit Wasser versorgt, bietet er mir zudem an seinen Dienst-PC für Internet-Recherchen zu nutzen. Ich kämpfe zwar mit der kyrillischen Tastatur, kann aber schließlich irgendwie auf Englisch Googlen während er in aller Ruhe mit einer vorsintflutlichen Schreibmaschine das noch aus der jugoslawischen Zeit stammende Permit ausfüllt. Auf meine Nachfrage warum das nicht mit seinem modernen PC geht, erklärt er, dass zunächst die alten Formulare aufgebraucht werden müssten.

Da ich weder serbische Dinar noch passenden 50,- Euro zum Bezahlen des Permit habe, geht er mit mir den ganzen Weg zurück bis zum Grenzposten / Schiff. Jutta kann mir mit passenden Euro helfen. Da der Ponton-Wächter für die kurze Liegezeit 20,-€ Liegegeld verlangt (eine Unverschämtheit: für diesen Betrag kann man in Serbien zu zweit hervorragend Essen inklusive Wein) und wir die nicht passend haben, gibt er uns vom gezahlten Permit-Geld 20,-€ zurück. Der Captain gibt uns seine Visitenkarte, damit wir ihm die 20,-€ an seinem Wohnort Donji Milanovac, wo wir in 2 Tagen vorbei-kommen, zurückgeben können.

Wir hatten und haben noch nie einen solch netten, hilfsbereiten und höflichen Beamten wie hier an der serbischen Grenze erlebt. Also keine Angst mehr vor den „bösen“ Serben.

Er ruft noch die Schleuse für uns an und wir können hinter einem Schubverband zeitnah einfahren.

Die riesige Schleuse befördert uns ohne Probleme 8 m zum Oberwasser.

Dort können wir neben der Polizeistation kostenlos (kein Wasser, kein Strom) übernachten.

In einem nahe gelegenen Restaurant genießen wir zum 1. Mal die deftige serbische Küche. Da wir immer noch keine Dinar haben, muss ich in Euro bezahlen. Die Summe (mit Trinkgeld 20,-€) erscheint uns so gering, dass wir den Kellner fragen ob das richtig sei. Er meint dann er hätte uns eventuell noch zu viel abgenommen. Die Serben überraschten uns auch später überaus positiv.

Eine Warnung für Serbien muss ich aber dringend aussprechen:

Um Gottes willen nicht mit dem Handy telefonieren: wir haben für die Minute sage und schreibe 5,00 € bezahlt. Alles zusammen alleine mit meinem Handy fast 100,00 € für 19 Minuten.

Also, falls ihr Mal nach Serbien kommt bitte die Begrüßungs-SMS an der Grenze ausnahmsweise einmal genau studieren und nicht gleich wegdrücken!